Ein russischer Oberst soll den Skripal-Giftanschlag begangen haben

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Ein russischer Oberst soll an dem Giftanschlag auf den Ex-Spion Sergei Skripal und dessen Tochter in England beteiligt gewesen sein. Einer der beiden Männer, welche die britischen Behörden als Tatverdächtige zur Fahndung ausgeschrieben hatten, heisse in Wirklichkeit Anatoli Tschepiga. Zudem sei er von Präsident Wladimir Putin mit einem hohen Orden ausgezeichnet worden. Dies berichteten die BBC und die englische Zeitung «Telegraph» unter Berufung auf das Recherchenetzwerk Bellingcat. Zwei Insider aus europäischen Sicherheitskreisen mit Kenntnis der Skripal-Ermittlungen sagten zudem der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Angaben zutreffend seien.

Der ehemalige russische Spion Skripal und seine Tochter waren im März in der südenglischen Stadt Salisbury in Kontakt mit dem Gift Nowitschok gekommen und schwer erkrankt. Es dauerte Monate, bis sich beide erholten. Die britischen Strafverfolger hatten in der vergangenen Woche zwei Russen als Tatverdächtige identifiziert und international zur Fahndung ausgeschrieben.

Russland bestreitet jede Verwicklung in den Giftanschlag. Zwei Männer sagten im russischen Fernsehen, sie seien die beiden Gesuchten, sie seien aber nicht in den Fall verwickelt, sondern hätten Salisbury als Touristen besucht. Der Recherche-Gruppe Bellingcat war aufgrund russischer Akten bereits der Nachweis gelungen, dass die beiden in Beziehung zum GRU stehen.

Der «Telegraph» berichtete, der 39-jährige Tschepiga habe in Tschetschenien und der Ukraine gekämpft und sei 2014 von Staatspräsident Wladimir Putin persönlich mit dem hohen Ehrentitel «Held der russischen Föderation» ausgezeichnet worden. Offizielle Aufzeichnungen darüber gibt es laut dem Bericht aber nicht, was nahelegt, dass er für eine geheime Mission geehrt wurde.

Moskau spricht von «Ablenkungsmanöver»
Die Veröffentlichung des Bellingcat-Berichts sei mit dem Auftritt der britischen Premierministerin Theresa May im UN-Sicherheitsrat abgestimmt gewesen, erklärte die russische Aussenamtssprecherin Maria Sacharowa am Donnerstag. Sie bezeichnete den Bericht als Ablenkungsmanöver von «der wichtigsten Frage: Was passierte in Salisbury?». Es sei noch kein Beweis für eine Verwicklung «von irgendjemandem» in den Vorfall vorgelegt worden.

https://www.nzz.ch/international/fall-skripal-verdaechtiger-angeblich-russischer-oberst-ld.1423543